Quelle: Aachener Zeitung, Lokalteil Eifel, 02.02.2018
Kesternich. Der Weg ist ungewöhnlich und das Vorhaben äußerst sportlich: Bereits im Spätsommer dieses Jahres soll in Kesternich eine weitere Kindergartengruppe eröffnet werden, ein Jahr darauf gar noch eine dritte für weitere 20 Kinder. Jeweils fünf der 20 Plätze beider Erweiterungen sollen für U3-Kinder geschaffen werden.
Platz finden soll all dies im Gebäude der ehemaligen Grundschule Kesternich an der Schulstraße, also gleich neben der heutigen eingruppigen Tageseinrichtung. Am Donnerstag stellten die Gemeinde Simmerath und die Städteregion Aachen als Trägerin der Kindertagespflege die ehrgeizigen Pläne vor.
Simmeraths Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns sprach von einem „ungewöhnlichen Weg“, den die beiden Behörden hier gemeinsam beschreiten würden. Denn das Projekt mit dem Bestreben, ortsnah insgesamt 40 neue Kindergartenplätze zu schaffen, geht nicht den normalen politischen Weg, den solche Veränderungen normalerweise gehen. „Wir sehen hier in Kesternich einen akuten Handlungsbedarf, der eine zeitnahe Lösung erfordert. Wir möchten daher nicht erst auf politische Beschlüsse warten“, begründete Hermanns die Vorstellung des Großprojekts noch vor den nächsten Sitzungen und Beschlüssen im Bauausschuss (15. Februar) und im Jugendhilfeausschuss (14. März) der Städteregion sowie im Strukturausschuss (13. März) der Gemeinde Simmerath. „Wir greifen heute der Politik ein wenig vor, da wir absolut davon überzeugt sind, von der Politik der Gemeinde wie auch der Städteregion die Zustimmung für das Vorhaben zu bekommen“, so Karl-Heinz Hermanns. Überdies lägen die grundsätzlichen politischen Beschlüsse für solche Themen ja vor, ergänzte Hermann-Josef Pilgrim, kommissarischer Dezernent für Bauen und Umwelt bei der Städteregion.
Steigende Anmeldezahlen
Dass der Bedarf für weitere Kita-Plätze in Kesternich besteht, stand für Gemeinde wie auch Jugendamt außer Frage. Sebastian Heyn, seit Oktober neuer Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Familienberatung bei der Städteregion, erklärte, das Anmeldeverhalten der Eltern habe sich in den letzten Jahren stark verändert. Immer häufiger würden bereits Kinder im Alter von ein bis zwei Jahren in der Kita angemeldet. Dies sei auch in Kesternich gegeben – bei ohnehin steigenden Anmeldezahlen. „Und beim Blick auf die Geburtenzahlen, die das Jugendamt bei der Bedarfsplanung immer im Auge hat, wird Kesternich nicht nur in den nächsten beiden Jahren, sondern dauerhaft eine zwei- bis dreigruppige Einrichtung sein“, so Heyn.
Es sollen deshalb aufgrund vorliegender Anmeldungen bereits bis Mitte dieses Jahres 20 weitere Plätze für Kesternich eingerichtet werden, davon fünf U3-Plätze. „Addiert mit den aktuell 20 Plätzen, ergeben sich dann für Kesternich ab August 40 Kindergartenplätze, davon zehn U3-Plätze“, rechnete Sebastian Heyn vor. Perspektivisch würden Mitte 2019 weitere 20 Plätze (davon wiederum fünf U3-Plätze) geschaffen, sodass die Einrichtung dann über 60 Plätze inklusive 15 Plätze für U3-Kinder verfüge. Zusätzlich werde man dann auch in Kesternich eine 45-Stunden-Betreuung anbieten, da auch dies immer stärker nachgefragt werde.
Sebastian Heyn ergänzte, dass Kesternich auch aktuell mehr als 20 Kindergartenkinder zähle und man deshalb bereits seit einiger Zeit auch Kinder in der dreigruppigen Straucher Einrichtung unterbringen müsse. „Dies wird zukünftig nicht mehr notwendig sein, weil jetzt alle Kesternicher Kinder auch einen Kitaplatz in Kesternich bekommen können“, freute sich Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns. Strauch bleibe aber auch ohne Kesternicher Kinder dreigruppig, hieß es.
Neuer Parkplatz
Wie all das baulich umgesetzt werden soll, erläuterte Sander Lutterbach, Leiter des städteregionalen Bauamtes. Notwendig ist dazu zunächst, dass die Gemeinde Simmerath das alte Schulgebäude an die Städteregion veräußert. Im ersten Bauabschnitt soll der Altbau der Grundschule – das ist der Gebäudeteil parallel zur Schulstraße und der mit dem großen Eingangsportal – als Übergangslösung für die neue zweite Gruppe hergerichtet werden. Gleichzeitig wird der Schulhof als Freifläche für die Kita hergerichtet. Als zusätzliche Freifläche sowie als größerer Parkraum für das Kita-Personal und die bringenden/abholenden Eltern werde das Eckgrundstück Schulstraße/Bundesstraße hergerichtet, erläuterte Lutterbach. „Dieses Grundstück wird uns dankenswerterweise vom Kesternicher Bürger und Bauunternehmer Karl-Josef Henn zur Verfügung gestellt“, unterstrich der Bürgermeister und fügte hinzu: „Ohne diesen zusätzlichen Parkraum wäre eine Aufstockung auf zwei oder gar drei Kindergartengruppen in dieser engen Straße nicht möglich gewesen.“ Profitieren vom neuen Parkraum werde auch die Kesternicher Bevölkerung, da die Fläche zumindest am Wochenende auch von Kirchenbesuchern genutzt werden könne, so Hermanns. Der Fußweg zur Kirche sei kurz, die Zufahrt werde aber zwingend von der Schulstraße aus erfolgen.
Im zweiten Bauabschnitt (bis Mitte 2019) erfolgt dann der umfangreiche Umbau des Erweiterungsbaus der Schule und schließlich der Umbau des provisorisch genutzten Altbaus zu einer kleinkind- und kindgerechten Tagesstätte. „Wenn das alles so klappt, haben wir Mitte 2020 einen modernen, dreigruppigen Kindergarten in Kesternich“, meinte ein optimistischer Bauamtsleiter.
Bürgermeister Hermanns betonte noch, dass die Vereinsräume des Musikvereins und des TPK Kesternich bis zum Umzug ins Dorfgemeinschaftshaus (Sport- und Kulturzentrum), das derzeit „Auf der Höhe“ gebaut wird, in der Schule verblieben. Das heutige Kindergartengebäude eignet sich auch als Wohnraum und soll nach Fertigstellung der neuen Kindergartenräume veräußert werden.